Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik

VGIscience II: Aktive Partizipation und Motivation professionalisierter Digitaler Freiwilliger Helfergruppen: Verteilte Entscheidungsfindung und deren Einfluss auf Katastrophenschutzorganisationen

In den letzten Jahren spielten Social Media Daten und insbesondere Volunteered Geographic Information (VGI) eine immer wichtigere Rolle in der Katastrophenhilfe. Digital Freiwillige, die sich virtuell vernetzen und zusammenarbeiten, ermöglichen es, Entscheidungsprozesse zu verbessern, indem sie relevante, krisenbezogene Informationen aus sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder YouTube sammeln, bewerten, analysieren und verifizieren. Zahlreiche VGI Communities, wie z.B. das Humanitarian OpenStreetMap Team (HOT), wurden im Laufe der Zeit zu spezialisierten digitalen Freiwilligenorganisationen. Aufgrund ihres offenen Charakters sind sowohl die Eintritts- als auch die Austrittshürden relativ gering. Deswegen können diese digital Freiwilligen als „lose-gebundene“ Helfer charakterisiert werden. Parallel dazu und um eine dauerhafte Kooperation zwischen formalen Gefahrenabwehrorganisationen und digital Freiwilligen zu ermöglichen, gründeten Einsatzkräfte sogenannte Virtual Operations Support Teams (VOST). Die Mitglieder solcher Teams verfügen häufig über praktische Erfahrungen und Ausbildungen in der Gefahrenabwehr. Aufgrund der engen Bindung zu den Einsatzorganisationen und dem notwendigen Erfahrungswissen können diese Helfer als „professionalisierte digital Freiwillige“ bezeichnet werden.

Diese Teams arbeiten häufig disloziert und entsenden einen Verbindungsbeamten in den operativen Einsatzstab. Sie erstellen einsatzrelevante Auswertungen, indem sie z.B. durch Social Media Monitoring ungewöhnliche Ereignisse erkennen, Crisis Maps erstellen oder umfangreiche VGI Daten zusammenfassen. Um diese Aufgaben zu erfüllen, kann das Team auch mit den lose-gebundenen VGI Communities oder anderen VOST-ähnlichen Gruppen kooperieren. Aufgrund des operativen Einsatzgeschehens findet die Entscheidungsfindung in einem zeitkritischen Umfeld statt. Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, die Auswirkungen, die sich durch diese neuen digitalen Partizipationsmöglichkeiten ergeben, besser zu verstehen, Optimierungspotentiale aufzuzeigen und die Ergebnisse nutzbar zu machen.

Basierend auf den Erkenntnissen der ersten Projektphase stehen drei Forschungsthemen im Vordergrund: (1) die Untersuchung der Motivationsfaktoren im Kontext der aktiven Partizipation von professionalisierten digital Freiwilligen, (2) die erforderlichen organisatorischen Anpassungen und organisatorische Erfolgsfaktoren im Zusammenhang mit der Implementierung der neuen Freiwilligenstrukturen in Einsatzorganisationen und (3) die Verbesserung der zeitkritischen und dezentralen Entscheidungsprozesse dieser Teams an der Schnittstelle zu Organisationen der Gefahrenabwehr. Hierzu wird ein Mixed-Method-Ansatz mit quantitativen Erhebungen, Interviews und Workshops angewandt. Die Analyse der Entscheidungsfindungsprozesse wird durch Beobachtungsstudien im Rahmen realer Einsätze und Übungen durchgeführt. Die Ergebnisse umfassen dabei auch Anforderungen für zukünftige entscheidungsunterstützende Systeme.

Weitere Informationen

Projekt-Website

Kontakt

Dr.-Ing. Ramian Fathi

Förderung

Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogrammes 1894 gefördert.

Weitere Infos über #UniWuppertal: