Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik

SiBa: Sicherheit im Bahnhofsviertel

Seit dem 01.08.2017 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der „Forschung für die zivile Sicherheit“ das Verbundprojekt SiBa unter Leitung der Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Universität Tübingen. Die Verbundpartner verfolgen das Anliegen, „Bahnhöfe und ihr Umfeld sicherer zu gestalten, ohne dabei die spezifischen Charakteristika urbaner Räume preiszugeben.“ Dafür ist eine enge Vernetzung mit den Zielstädten des Projektes Düsseldorf, Leipzig und München vorgesehen. Verbreitung finden die Projektergebnisse über den assoziierten Partner DFK und die Forschungspartner von DEFUS und DPT.

Sicherheit in Bahnhofsvierteln

Die Ereignisse der Kölner Silvesternacht haben die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Sicherheit in Bahnhöfen und den sie umgebenden Stadtvierteln gelenkt. Die Singularität der massierten Übergriffe steht dabei beispielhaft für die kriminogenen Bedingungen von Mobilitätsschnittstellen, an denen aufgrund einer Vielzahl unterschiedlicher Nutzer ein erhöhtes Angebot potentieller Opfer existiert, das durch hohe Anonymität und fehlende stabilisierende Sozialstrukturen kaum aufgehoben werden kann. Der Standortkomplex Bahnhof ist allgemein durch einen eher schlechten Ruf geprägt, der in den vergangenen Jahren vielerorts Ausgangspunkt kommunaler Bemühungen war, das zentrumsnahe Umfeld der Bahnhöfe durch Konsum- und Wohnfunktionen nachhaltig aufzuwerten.

Stadtentwicklung und Kriminalität

Besonders die städtebauliche Zentralität der Bahnhöfe und ein allgemeiner Trend zum Wohnen in der Stadt machen das Bahnhofsviertel heutzutage zu einem Ort, der den Kommunen und ihren Bürgern ebenso attraktiv erscheint wie Investoren und Entwicklern. Rund um die Hauptbahnhöfe entstehen in zahlreichen Städten neue Wohnanlagen, die auch zu einer Aufwertung der Bahnhofsviertel führen sollen. Für die Kommunalverwaltungen und die Polizei stellt sich dabei die Frage, inwieweit in einem als Kriminalitätsschwerpunkt geltenden Umfeld attraktiver und sicherer Wohnraum für die neuen Bewohner realisiert werden kann. Sicherheitsprobleme anderer Art fürchten auch die marginalisierten Gruppen und Bestandsbewohner in den Bahnhofsvierteln, die unter zunehmendem Aufwertungsdruck aus ihren gewohnten sozialräumlichen Bezügen verdrängt werden und neues Konfliktpotential entstehen lassen. Das Teilvorhaben der Bergischen Universität Wuppertal fokussiert vor diesem Hintergrund schwerpunktmäßig die Folgen sozialer und städtebaulicher Aufwertungsbemühungen und deren Effekte auf Kriminalität, Kriminalitätsfurcht und generalisierte Ängste.

Veröffentlichungen des Projektteams der BUW

  1. Hauprich, Kai & Lukas, Tim (2018): Angsträume obdachloser Menschen. In: BAG W – Wohnungslos 60(4), S. 132-135.
  2. Haverkamp, Rita & Lukas, Tim (2020): Öffentlicher Raum für alle? Umgang mit marginalisierten Gruppen im Bahnhofsviertel. In: Eschenbruch, Nicholas et al. (Hrsg.), Vielfältige Sicherheiten. Berlin/Münster: LIT, S. 219-238.
  3. Haverkamp, Rita, Hennen, Ina, Hohendorf, Ines, Lukas, Tim & Quel, Moritz (2018): Sicherheit im Bahnhofsviertel (SiBa). In: Forum Kriminalprävention 3, S. 24-27.
  4. Lukas, Tim (2021): Vom Hochhaus zum Wohnturm. Strategien der Kriminalprävention im vertikalen Wohnen. In: Haverkamp, Rita / Kilchling, Michael / Kinzig, Jörg / Oberwittler, Dietrich / Wössner, Gunda (Hrsg.), Unterwegs in Kriminologie und Strafrecht - Exploring the World of Crime and Criminology: Festschrift für Hans-Jörg Albrecht zum 70. Geburtstag. Berlin: Duncker & Humblot, S. 215-227.
  5. Lukas, Tim (2020): Der Takt des Bahnhofsviertels. Verdrängungsdruck und Unsicherheit in heterogenen urbanen Räumen. In: Zeitpolitisches Magazin 36, S. 36-39.
  6. Lukas, Tim (2017): Stadtentwicklung und (Un-)Sicherheit. Nebenfolgen sozialräumlicher Kriminalprävention. In: Schubert, Herbert & Spieckermann, Holger (Hrsg.), Sozialraum und Netzwerke. Perspektiven in der Governance-Ära. Köln: Verlag Sozial - Raum - Management, S. 43-50.
  7. Lukas, Tim & Coomann, Benjamin (2021): Die Verlagerung von Disorder - Eine Fallstudie zur städtebaulichen Kriminalprävention im Bahnhofsviertel. In: Kriminologie - Das Online-Journal (KrimOJ), 3(1), S. 54-71.
  8. Lukas, Tim & Hauprich, Kai (2022): Angsträume wohnungsloser Menschen. In: Sowa, Frank (Hrsg.), Figurationen der Wohnungsnot. Weinheim: Juventa, S. 446-463.
  9. Lukas, Tim / Üblacker, Jan (2021): Gentrification and crime. Theoretical explanations and methodological problems. In: SIAK International Edition, S. 64-74.
  10. Üblacker, Jan & Lukas, Tim (2022): Kommune. In: Kessl, Fabian & Reutlinger, Christian (Hrsg.), Sozialraum - eine elementare Einführung. Wiesbaden: Springer VS, S. 181-191.
  11. Lukas, Tim / Üblacker, Jan (2022): Lokale Kontrollkulturen und Gentrification. Eine Fallstudie zum kommunalen Ordnungshandeln im Düsseldorfer Bahnhofsviertel. In: Hunold, Daniela et al. (Hrsg.), Stadt. Raum. Institution. Wiesbaden: Springer VS (in Vorbereitung).
  12. Lukas, Tim & Üblacker, Jan (2020): Gentrifizierung und Kriminalität. Theoretische Erklärungen und forschungspraktische Probleme. In: SIAK-Journal 3, S. 62-74.
  13. Lukas, Tim, Coomann, Benjamin & Kretschmer, Saskia (2021): Kooperative Sicherheitsarbeit in neuen Stadträumen. In: Transforming Cities 4, S. 70-74.
  14. Lukas, Tim, Kretschmer, Saskia & Coomann, Benjamin (2020): Plurale Sicherheitsarbeit in einem neuen Stadtraum. In: Forum Kriminalprävention 3, S. 18-21.
  15. Quel, Moritz (2020): Sicherheit im Quartier – Gentrifizierung in der kommunalen Ordnungs- und Sicherheitspolitik. In: Ellebrecht, Sabrina, Eschenbruch, Nicholas & Zoche, Peter (Hrsg.), Sicherheitslagen und Sicherheitstechnologien. Berlin/Münster: LIT, S. 77-88.
  16. Üblacker, Jan & Lukas, Tim (2019): Keine Angst, es ist nur Gentrification? Soziale und ökonomische Ängste, Kriminalitätsfurcht und Verdrängungsdruck im Düsseldorfer Bahnhofsviertel. In: sub\urban – Zeitschrift für kritische Stadtforschung 7(1-2), S. 93-114.
  17. Üblacker, Jan, Kretschmer, Saskia & Lukas, Tim (2020): Rechtspopulismus: (k)eine Alternative für Gentrifizierungsverlierer_innen? In: Üblacker, Jan & Berg, Lynn (Hrsg.), Rechtes Denken, Rechte Räume? Bielefeld: Transcript, S. 109-125.

Weitere Informationen

SiBa Werkzeugkasten der (Kriminal-)Prävention

Projektflyer

Projektposter

Poster "Angsträume wohnungsloser Menschen"

Informationen zum Gesamtprojekt

Presseberichte zum Projektstart finden Sie hier, hier und hier.

Eine Auswahl weiterer Presseberichte finden Sie hier:

Wie Städte mit Angsträumen umgehen sollten, Funke Medien/WAZ, 17.09.2021

Alleine unterwegs. Wie wir uns nachts sicherer fühlen, Deutschlandfunk Nova, 25.05.2021

Nachts allein nach Hause: Wir wollen mit der Angst nicht leben!, funk - reporter, 17.03.2021

Broken Windows, praktisch/irrelevant - Podcast der Schader Stiftung, 09.12.2020

Elements of Crime: Raum und Kriminalität, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, 03.09.2020

Tim Lukas im Interview, theycallitkleinparis, 20.07.2020

Soziologe über steigende Kriminalitätsfurcht, Deutschlandfunk Kultur, 09.12.2019

Viele Anwohner fühlen sich am Bahnhof unsicher, Westdeutsche Zeitung, 30.06.2019

Diversität aushalten, Garten + Landschaft, 02/2019

Wo Junkies mit Kirchenleuten Kekse backen, Rheinische Post, 01.03.2019

Neue Passage zum Hauptbahnhof, Westdeutsche Zeitung, 08.11.2018

Wandel im Bahnhofsviertel, Rheinische Post, 05.10.2018

Forschungsprojekt „Angsträume obdachloser Menschen“ stellt Ergebnisse ihrer Untersuchung vor, fiftyfifty, 23.08.2018

Laufzeit

08/2017 – 07/2020 (verlängert bis 12/2020)

Kontakt

Dr. Tim Lukas

Benjamin Coomann, M.A.

Förderung

Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der „Forschung für die zivile Sicherheit“ (Zukünftige Sicherheit in urbanen Räumen).

Weitere Infos über #UniWuppertal: